Mein grösster Fehler. Beitrag im Impulse.de Magazin, Aufgezeichnet von: Jelena Altmann
«WALO VON MÜHLENEN, 59, Inhaber des Käseveredlers Affineur Walo von Mühlenen AG aus Düdingen bei Fribourg, vertraute einem Investor und verlor den Betrieb, den sein Ururopa 1867 gegründet hatte
Als ich 1996 Geschäftsführer unseres 1867 gegründeten Betriebs „Von Mühlenen AG“ wurde, befand sich die Milchwirtschaft im Umbruch. Als Affineur lagern und veredeln wir Käse. Viele Kollegen gaben damals auf, auch mein Vater sah keine Zukunft mehr. Doch ich überredete ihn, weiterzumachen und einen finanzkräftigen Partner zu suchen. 2005 bot uns eine lokale Molkerei an, einzusteigen. Der CEO versicherte mir und meinem Vater, dass unsere Firma mit uns als Geschäftsführer eigenständig bleibt und dass er kräftig in den Ausbau und in die Marke investieren wird. Ich glaubte ihm und verkaufte alle Anteile – meine größte Fehlentscheidung. Es gab weder Geld für einen neuen Verpackungsbetrieb noch für Werbung.
Statt zu investieren melkte er unsere Marke. Die Firma geriet unter Druck. 2010 kam es zum Bruch. Der CEO feuerte mich und meinen 80-jährigen Vater, nahm uns von heute auf morgen die Schlüssel weg. Unsere 30 Mitarbeiter waren fassungslos. Zu allem Übel wurden wir auch noch verklagt. Ich hatte genug vom Käse. Doch unsere alten Lieferanten und Kunden baten mich, weiterzumachen. Nach zähen Gerichtsverhandlungen mit dem ehemaligen Partner gründete ich einen Betrieb unter der Marke „Affineur Walo“. Die alte Marke „von Mühlenen“ durfte ich nicht mehr nutzen.
Weil ich mich in ein Angestelltenverhältnis begab, konnte ich meine Visionen nicht umsetzen. Mich ärgert, dass ich die zugesagten Investitionen nicht vertraglich festhielt. Dennoch bin ich froh, dass ich die Chance bekam, eine neue Firma nach meinen Vorstellung aufzubauen. Wir
verkaufen heute 3000 Tonnen Käse pro Jahr.»
Mein größter Fehler
Hundert Unternehmer sprechen über ihren
größten Fehler. impulse.de/fehlerbuch